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Erstmaliger epileptischer Anfall (first seizure)
Ein erstmaliger epileptischer Anfall ist für betroffene Patientinnen und Patienten ein einschneidendes Ereignis und wirft viele Fragen auf. Mit einer gezielten Abklärung kann das Risiko für weitere Anfälle eingeschätzt und eine allfällige Behandlung eingeleitet werden.
Nach einem erstmaligen, unprovozierten Anfall stellen sich für Betroffene teilweise existentielle Fragen. Wie gross ist das Risiko für einen weiteren Anfall? Braucht es nun eine Medikation und habe ich eine Epilepsie? Darf ich weiterhin Auto fahren? Meinen Beruf ausüben?
Um diese Fragen zu beantworten, stehen die Abklärung der Ursache und die Einschätzung des Rückfallrisikos im Vordergrund.
Erste Abklärungen mittels MRI- und EEG-Aufnahme
In einem ersten Schritt ist es wichtig, zeitnah eine MRI-Bildaufnahme des Kopfes und üblicherweise ein Standard-EEG über 20 Minuten durchzuführen.
Zeigen sich hierbei eindeutig pathologische Befunde, die ein Risiko eines Zweitanfalls von mindestens 60 Prozent belegen (wie zum Beispiel ein länger zurückliegender Schlaganfall als Anfallsauslöser), so kann bereits nach einem einmaligen Ereignis eine Epilepsiediagnose gestellt werden und eine medikamentöse (antikonvulsive) Therapie angebracht sein.
Weiterführende Abklärungen in vielen Situationen angezeigt und wichtig
Häufiger zeigen die ersten Abklärungen normale Befunde und das Risiko für weitere Anfälle bleibt zunächst offen. Gemäss grösseren, retrospektiven Studien ist das Rückfallrisiko für weitere Anfälle auch dann deutlich (signifikant) erhöht (es liegt bei 20–30 Prozent in den nächsten fünf Jahren). In dieser Situation kann mit einer Therapie zunächst zugewartet werden oder aber versucht werden, das Rezidivrisiko genauer abzuschätzen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Diagnose Epilepsie hinsichtlich der Berufsausübung oder im Hinblick auf die Fahreignung einschneidende Konsequenzen hat.
Spezialisiert auf die Suche der Auslöser von epileptischen Anfällen
Eines der Spezialgebiete unserer Klinik ist die gezielte Suche nach möglichen Ursachen einer Epilepsie.
Als weiterführende diagnostische Verfahren können in diesen Fällen an unserem Zentrum die MRI-Bildnachverarbeitung (post-processing) sowie ausführlichere EEG-Untersuchungen mit Einsatz auch quantitativer EEG-Analysemethoden mit automatisierten Algorithmen angewendet werden.
Im MRI-Postprocessing können so zum Beispiel bislang nicht entdeckte epileptogene Läsionen identifiziert werden, welche mit einem erhöhten Rezidiv-Risiko einhergehen (wie zum Beispiel fokale kortikale Dyspasien).
Methoden des machine learnings in der EEG-Analyse können die diagnostische Aussagekraft des Standard-EEGs weiter signifikant erhöhen, wobei dieser Ansatz aktuell noch experimentell ist und weiter erforscht werden muss.
Darüber hinaus kann als diagnostischer Goldstandard in diesen Fällen auch eine 72-Std.-Langzeit-Video-/EEG-Untersuchung durchgeführt werden. Obschon prospektive Daten zur Wertigkeit des Langzeit-EEGs nach einem erstmaligen Anfall noch ausstehen, gibt diese Untersuchung uns aktuell die beste Einschätzung über das zu erwartende Rezidiv-Risiko für weitere epileptische Anfälle, die Behandlungsindikation im Einzelfall und die sich daraus ergebenden sozialen und beruflichen Implikationen.
In vielen Fällen ist daher eine detaillierte weiterführende Abklärung auch bereits nach einem erstmaligen epileptischen Ereignis angezeigt und kann zur Verhinderung von weiteren unprovozierten epileptischen Anfällen führen.
Forschung zu innovativen Diagnostikmethoden am Schweizerischen Epilepsie-Zentrum an der Klinik Lengg
Viele der aktuell angewendeten und neu etablierten diagnostischen Methoden sind auch Gegenstand der aktuellen Forschung am Schweizerischen Epilepsie-Zentrum. So werden Analyse-Methoden der automatisierten EEG-Analyse bezüglich der klinischen Aussagekraft geprüft und weiterentwickelt und neuronale Netzwerke werden zur Analyse in der MRI-Bildnachverarbeitung eingesetzt. Zudem untersuchen wir die Wertigkeit des Langzeit-EEGs in der Diagnosefindung mit konventionellen und automatisierten Verfahren. Ziel dieser Forschungen ist die individuelle und möglichst genaue Vorhersage des jeweiligen Risikos für die Patientin oder den Patienten, um den zu erwartenden Krankheitsverlauf vorherzusagen und passende therapeutische Rückschlüsse zu ziehen.