Artikel | 01.09.2022

Laser interstitial thermal therapy (LITT): Ein neues, minimal invasives Therapieverfahren

Die interstitielle Laserthermoablation (LITT) ist eine neuartige Behandlungsmethode in der Epileptologie.

Diese Methode ist seit 2018 in der Schweiz etabliert und wird seither an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsspitals Zürich von Dr. Markus Oertel und PD Dr. Lennart Stieglitz erfolgreich durchgeführt.

Prächirurgische Abklärungen am Zentrum für Epileptologie und Epilepsiechirurgie (ZEE) Zürich
Im Zentrum für Epileptologie und Epilepsiechirurgie (ZEE) durchlaufen die Patientinnen und Patienten des Schweizerischen Epilepsie-Zentrums an der Klinik Lengg im Bereich Erwachsene durch Frau Dr. König, im Bereich Kinder durch Frau Dr. Rona sowie im Kinderspital Zürich durch Frau Dr. Ramantani die interdisziplinäre nicht invasive und ggf. auch invasive prächirurgische Abklärung. Voraussetzung für diese Abklärungen sind eine bestehende Pharmakoresistenz sowie der Wunsch der Patientin oder des Patienten nach der Klärung möglicher Chancen und Risiken bezüglich eines etwaigen epilepsiechirurgischen Eingriffes.

Während uns bisher unter kurativen Gesichtspunkten überwiegend resektive Eingriffe wie beispielsweise die selektive Amygdala-Hippocampektomie, die anteriore 2/3 Resektion des Temporallappens, erweiterte Läsionektomien oder partielle Lobektomien zur Verfügung standen, erlaubt die minimal invasive interstitielle Laserthermoablation nun auch den Zugang zu kleineren Läsionen in der Tiefe des Gehirns, welche operativ nur schwer oder nur unter erhöhten Risiken für die Patientin oder den Patienten zugänglich sind. Beispiele hierfür sind hypothalamische Hamartome, periventrikuläre einzelne Heterotopien, fokale kortikale Dysplasien, Kavernome, oder Tubera bei Tuberöse-Sklerose-Komplex.

MRI Bild mit Darstellung von Lasersonde, Temperaturmonitoring und Ablation während des Eingriffs (Bild: ©Dr. Oertel, Universitätsspital Zürich).

LITT bietet zahlreiche Vorzüge
Vorteile dieser modernen Methode gegenüber traditionellen Verfahren sind die minime Invasivität, die Möglichkeit der Probenentnahme zur Diagnosesicherung und Behandlung in einer einzelnen operativen Sitzung in nahezu jeder Lokalisation des Gehirns, die wiederholte Anwendung und Kombination mit anderen Therapien und die direkte Kontrolle über die Ablation.

Weitere Vorzüge sind die geringe Morbidität und Belastung für die Patientinnen und Patienten, wobei neurologische, neuropsychologische und kognitive Funktionen besser bewahrt werden können. Zusätzlich bestehen weniger postoperative Schmerzen, damit auch kürzere Spitalaufenthalte und eine raschere Erholungszeit. Durchgeführt wird der Eingriff ohne jegliche Haarrasur über eine kleine Stichinzision und Bohrlochtrepanation von wenigen Millimetern. Anschliessend wird stereotaktisch ein feiner Laserapplikator punktgenau in das Zielgebiet eingebracht. Mit einem intraoperativen Hochfeld-MRI erfolgt die thermographische Kontrolle der Behandlung. Am Folgetag der Operation treten die Patientinnen und Patienten nach Hause aus.

Kürzlich wurde an unserem Zentrum erstmalig ein erwachsener 52-jähriger Patient mit einer symptomatischen Epilepsie aufgrund einer einzelnen nodulären Heterotopie des linken Seitenventrikels im Rahmen des ZEE prächirurgisch abklärt und mittels interstitieller Laserthermoablation behandelt. Zehn Monate postoperativ besteht zwar keine vollständige Anfallsfreiheit, aber eine deutliche Reduktion der Anfallsfrequenz.

Obgleich es sich um eine neue Therapieform handelt, die nur an wenigen Zentren weltweit durchgeführt wird, sind die bisherigen Behandlungsdaten und Erfahrungen mit dieser Methode äusserst vielversprechend. Es ist zu erwarten, dass sich rasch weitere Anwendungsmöglichkeiten finden und das Verfahren das Spektrum der Therapieoptionen nicht nur erweitert, sondern einige der bisherigen Behandlungsarten ergänzen oder gar ersetzen kann.

Autoren

Dr. med. Kristina König
Leitende Ärztin
Schweizerisches Epilepsie-Zentrum
Tel. +41 (0)44 387 63 02
kristina.koenig@kliniklengg.ch

Dr. med. Markus Florian Oertel
Oberarzt
Klinik für Neurochirurgie
Universitätsspital Zürich
Tel. +41 (0)44 255 86 87
markus.oertel@usz.ch