Artikel | 08.02.2024

Spitalschule für Kinder und Jugendliche mit Epilepsie: Bildung für ein Stück Normalität

Bei uns in der Klinik Lengg können Kinder und Jugendliche bereits ab dem ersten Tag ihres stationären Aufenthaltes die hausinterne Spitalschule besuchen. Erfahren Sie, wie unsere Spitalschule eine Brücke zu Normalität und Alltag schafft und jungen Patientinnen und Patienten Hoffnung und Perspektiven bietet.

«Was, in der Klinik Lengg kann ich auch in die Schule gehen?» – Ja, in der Klinik Lengg ermöglichen wir Kindern und Jugendlichen im schulfähigen Alter, während ihres stationären Klinikaufenthalts ihre schulische Entwicklung nahtlos fortzusetzen. Unsere individuelle Förderung richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowohl aus Regelschulen als auch aus sonderpädagogischen Einrichtungen.

Vorbereitung auf den Klinikaufenthalt
Nach vorheriger Absprache mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten nehmen wir im Vorfeld eines Klinikaufenthaltes direkt Kontakt mit den Herkunftsschulen der Kinder und Jugendlichen auf. Je nach Alter und individueller Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen wird bereits im Vorfeld ein pädagogischer Austausch zwischen unserer Spitallehrerin und der Klassenlehrperson durchgeführt, um die aktuelle schulische Situation zu erfassen. Die Erhebung des Arbeits-, Lern- und Sozialverhaltens der Kinder und Jugendlichen ist von entscheidender Bedeutung für die Planung und Durchführung des Unterrichts während des Klinikaufenthalts.

Schulsituation während des Aufenthalts
Während des Klinikaufenthalts besuchen die Kinder und Jugendlichen ein- bis zweimal täglich die Spitalschule. Die Schule in der Klinik schafft eine Tagesstruktur, entlastet die Eltern oder Erziehungsberechtigten und bringt ein Stück Normalität in die ungewohnte Spitalumgebung. Wenn die betroffenen Kinder und Jugendlichen auf der Kinder- und Jugendstation der Klinik untergebracht sind, werden sie von unserer Spitallehrerin abgeholt und dürfen einen kurzen «Schulweg» zum nahegelegenen Schulgebäude direkt neben der Klinik zurücklegen. Für Kinder und Jugendliche, die sich für ein Langzeit-EEG im Intensivmonitoring befinden, erfolgt der Unterricht direkt auf dem Zimmer.

Individualisierter Unterricht und Förderung
Unser individualisierter Unterricht richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und berücksichtigt dabei den aktuellen Schulstoff oder die sonderpädagogischen Förderziele. In der Spitalschule legen wir besonderen Wert auf die Stärken der Schülerinnen und Schüler, um ihre Motivation und ihre Freude am Lernen zu fördern. Zugleich dient die Spitalschule als ein Ort, um Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen, was wiederum das Wohlbefinden der bei uns stationär untergebrachten Kinder und Jugendlichen unterstützt.

Zugehörigkeit zu den Klassenkameraden der Herkunftsschule
Für Kinder und Jugendliche in der Klinik ist es von besonderer Bedeutung, die Möglichkeit zu haben, nichts in ihrer schulischen Entwicklung zu verpassen und sich weiterhin als Teil ihrer Klasse und ihrer Klassenkameraden zu fühlen. Die Fortsetzung ihres schulischen Alltags bietet ihnen nicht nur eine Perspektive, sondern vermittelt auch, dass das Leben trotz gesundheitlicher Herausforderungen und Klinikaufenthalten weitergeht.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team
In der Klinik Lengg bieten wir eine ganzheitliche Betreuung für Kinder und Jugendliche. Die enge Kooperation zwischen Ärzteteam, Psychologinnen und Psychologen, Sozialberatung, Pflege und der Spitalschule ermöglicht uns ein umfassendes Verständnis der individuellen Lebenssituationen unserer jungen Patientinnen und Patienten. Dies schafft eine vertrauensvolle Basis für den Zugang zu den Kindern und Jugendlichen sowie ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten und erlaubt uns, die Betreuung auf ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen.

«Für uns ist die Spitalschule mehr als eine Bildungseinrichtung. Sie ist ein Ort der Hoffnung, des Wohlbefindens und der Stärkung für Kinder und Jugendliche, die während ihrer Zeit in der Klinik besondere Unterstützung benötigen.»

Ladina Zwick, Spitallehrerin Klinik Lengg

Aufklärung, Unterstützung und Integration in den Herkunftsschulen
Viele Kinder und Jugendliche mit Epilepsie haben keine Intelligenz-, Lern- oder Leistungsbeeinträchtigungen. Dennoch können schulische Hindernisse auftreten, sei es aufgrund von häufigen Arztbesuchen, medizinischen Untersuchungen oder notwendigen Ruhephasen nach epileptischen Anfällen. Die Einnahme von Medikamenten kann zu Konzentrationsschwierigkeiten oder einer verminderten Aufmerksamkeitsspanne führen. Der soziale Aspekt innerhalb der Herkunftsschule ist ebenfalls von grosser Bedeutung. Kinder und Jugendliche mit Epilepsie können auf Unverständnis und Unsicherheiten bei ihren Gleichaltrigen stossen, was zu sozialen Spannungen und Ausgrenzung führen kann. Aus diesem Grund ist eine transparente Aufklärungsarbeit von grosser Wichtigkeit – eine Problematik, die von den Herkunftsschulen bereits angegangen wird und bei der wir bei Bedarf unterstützen können.

Unsere Spitallehrerin übernimmt eine beratende Rolle, um belastende schulische Situationen zu bewältigen, und bietet Unterstützung für Eltern, Erziehungsberechtigte und Herkunftsschulen im Umgang mit der Krankheit im Schulalltag. Auf Wunsch der Eltern und Betroffenen oder auf Anfrage der Herkunftsschule besucht die Spitallehrerin die Klassen, um die Mitschülerinnen und Mitschüler über Epilepsie im Schulalltag aufzuklären. Diese Aufklärungsarbeit erfolgt in enger Abstimmung mit den Klassenlehrpersonen und richtet sich nach den Bedürfnissen der betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Altersstufe. Neben den Klassen und dem Lehrpersonal erfolgt diese Aufklärungsarbeit oft auch unter Einbezug interessierter Eltern von Mitschülerinnen und Mitschülern, der Schulleitung und Sozialarbeit.

Normalität und Perspektive
Die Spitalschule ist ein integraler Bestandteil unseres umfassenden Angebots in der Klinik Lengg. Sie spielt eine entscheidende Rolle dabei, den Aufenthalt unserer jungen Patientinnen und Patienten so normal wie möglich zu gestalten und ihnen eine zuversichtliche Perspektive für die Zukunft zu bieten. Für uns ist die Spitalschule mehr als nur eine Bildungseinrichtung – sie ist ein Ort der Hoffnung, des Wohlbefindens und der Stärkung für Kinder und Jugendliche, die während ihrer Zeit in der Klinik besondere Unterstützung benötigen.